Verkehrstote, Verletzte, über mehrere hunderttausend getötete Wildtiere, so lautet die traurige Bilanz der jährlichen Wildunfälle auf Deutschlands Straßen. Jährlich registriert das Statistische Bundesamt rund 30 Tote und mehr als 3400 verletzte Personen durch Wildunfälle. Der Sachschaden wird auf über 330 Millionen Euro pro Jahr beziffert. Häufig werden Wildunfälle im Ausmaß unterschätzt. Ein 20 Kilogramm schweres Reh besitzt bei einer Kollision mit Tempo 100 ein Aufschlaggewicht von fast einer halben Tonne.
Die meisten Unfälle passieren in den Abend- und frühen Morgenstunden, wobei Übergangsbereiche zwischen Wald- und Feldzonen besondere Gefahrenschwerpunkte darstellen. Hier ist mit regelmäßigem Wildwechsel zu rechnen, da die Tiere zur Äsung vom Wald auf die Felder ziehen und danach wieder den Schutz des Waldes aufsuchen. Diese Gefahrenbereiche sind mit dem Schild „Achtung, Wildwechsel“ gekennzeichnet.
Wie ein Wildunfall am besten verhindert werden kann
- Wird durch Warnschilder „Wildwechsel“ angezeigt, sofort Fuß vom Gas, langsam und konzentriert fahren. Wald- und Straßenränder sorgfältig im Auge behalten und bremsbereit sein. Denn in etwa 80 Prozent aller Fälle taucht das Wild nur 20 Meter und kürzer vor Ihrem Fahrzeug auf. Wer da zu schnell fährt, hat keine Chance mehr.
- Die größte Gefahr droht in der Morgen- und Abenddämmerung, während der Nacht und bei Nebel.
- Besonders gefährlich sind neue Straßen, die durch Waldgebiete führen, weil Wild die gewohnten Wechsel beibehält.
- Ein Tier kommt selten allein. Immer mit „Nachzüglern“ rechnen.
- Nachts in bewaldeten Gegenden – wann immer möglich – mit Fernlicht fahren. So wirken die Augen (Lichter genannt) der Tiere wie Rückstrahler und sind besser zu erkennen. Taucht Wild im Scheinwerferlicht auf, sofort abblenden, bremsen und hupen.
- Besondere Vorsicht ist in Ausflugsgegenden geboten. Dort wird Wild oft aufgescheucht.
- Von September bis Januar und von Juli bis August ist so genannte Blatt- oder Brunftzeit. Viele Tiere sind auf „Brautschau“, ihre Reaktionen sind dann spontaner und deshalb für die Kraftfahrer noch gefährlicher.
- Bei Rast in Waldgebieten: Auf Rastplätzen und Wegen bleiben. Das Wild nicht beunruhigen. Es könnte sonst flüchtig werden und andere Kraftfahrer gefährden. Und ganz wichtig: Hunde in Wald und Feld nicht frei laufen lassen!
Was zu tun ist, falls es doch gekracht hat
- Lässt sich ein Zusammenprall mit dem Wild nicht vermeiden, Lenkrad gut festhalten und weiterfahren. Auf keinen Fall ausweichen. Ausweichmanöver können schlimme Folgen haben. Auch für andere Verkehrsteilnehmer.
- Nach einem Unfall: Sofort Warnblinkanlage einschalten und Unfallstelle absichern.
- Das Tier an den Randstreifen schaffen, damit keine Folgeunfälle passieren.
- Wegen eventueller Tollwutgefahr das Tier nicht mit bloßen Händen anfassen.
- Wild niemals mitnehmen! Wer Wild mitnimmt, macht sich der Wilderei schuldig. Strafanzeige droht!
- Einem angefahrenen und verletzten Tier, das flüchtig ist, nicht folgen. Für die spätere Meldung Fluchtrichtung merken oder markieren. So kann der Jäger oder Förster später mit einem ausgebildeten Hund dem verletzten Tier folgen und es von seinem Leiden erlösen
Unfälle melden
- Ein Wildunfall muss bei der nächsten Polizei- oder Forstdienststelle gemeldet werden. Dabei sollten auch möglichst genaue Angaben über die Begleiterscheinungen wie Fahrbahnzustand, Wetter oder die Bepflanzungen rechts und links der Straße gemacht werden. Dadurch können die Behörden, Jagdverbände und Jagdpächter Gegenmaßnahmen ergreifen, um Unfallschwerpunkte zu entschärfen.